Datum/Zeit:
Datum - 06/01/2022
19:30 - 21:00

Ort:
GZ Loogarten, Badenerstrasse 658, 8048 Zürich

Kategorien:


Charles Pépin spricht davon, dass es ein philosophischer „Urgestus“ ist, „uns frei zu machen und auf uns zu hören“ und damit auch sich selbst zu vertrauen. Und er verweist auf eine lange aufklärerische Tradition, die von Sokrates bis in die Gegenwart reicht und die darauf pocht, dass wir unsere eigene Meinung bilden sollen und nicht zu sehr auf (vermeintliche?) ExpertInnen hören sollen. Kants Aufruf, sich seines eigenen „Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen“, bringt diesen Anspruch auf den Punkt.

Eine selbständige Meinungsbildung und ein mündiges Urteilsvermögen setzen voraus, dass es auch möglich ist, zu einer wohlinformierten Meinung zu gelangen. Die moderne Welt wird jedoch immer komplexer und unüberschaubarer. Neue mediale Kanäle führen zu einer Flut divergierender Informationen. Die Grenze zwischen subjektiver Meinung und validiertem Wissen scheint zunehmend zu verschwimmen. Dass zwischen Anspruch und Realität bisweilen eine beträchtliche Kluft klafft, wurde nicht zuletzt in der Corona-Pandemie deutlich, bei der Anhänger:innen unterschiedlichster Einschätzungen und Massnahmen sich auf den Gebrauch des eigenen Verstandes berufen. Zugleich scheint der aufklärerische Appell auf selbständigen Verstandesgebrauch uns zu einer Haltung zu verführen, bei der beispielsweise das kritische Hinterfragen von „Mainstream“-Medien schon als Gütesiegel für eine selbständige und kompetente Meinungsbildung gehalten wird.

Es stellt sich daher die Frage, ob wir diesem Anspruch auf bürgerliche Mündigkeit überhaupt noch gerecht werden können, oder ob er unter den zeitgenössischen Lebensbedingungen nicht eine Überforderung darstellt. Wie und mit welchen Mitteln liesse er sich nach wie vor erfüllen? Und wenn wir zu dem Schluss gelangen, dass dieser Anspruch nicht mehr einlösbar ist, welche Ziele, Verfahren und Strategien bleiben uns stattdessen?

 

Moderation: Imre Hofmann

Kosten: 20.-/15.- CHF

Die Teilnehmerzahl ist limitiert, Anmeldung ist erwünscht unter imrehofmann@elenchos.ch

Bezüglich Covid19 gelten die Bestimmungen von Bund und Kanton.

 

Café Philo: Überfordert uns der aufklärerische Appell zum selbständigen Denken und Urteilen?