Datum/Zeit:
Datum - 07/09/2019
9:30 - 17:00

Ort:
Genossenschaft Kalkbreite (Flex 1)

Kategorien:


Das ZIPPRA lädt erneut dazu ein, gemeinsam ein Thema aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und näher zu untersuchen.

Übersicht über das Programm der Einzelveranstaltungen:

 

9:30-9:45:        Begrüssung und Einführung

9:45-10:40:     Menschliche Existenz ist dramatisch. (Willi Fillinger)

10:45-11:40:  Philosophical care: Mit den Stoikern Krisen bewältigen (Harry Wolf)

11:45-12:40:  Sex bringt immer alles durcheinander. Über Grenzverletzungsituationen (Albert Hoffmann)

Mittagspause

13:45-14:40:  Demütigungen. Von Allmachtsphantasien und Ohnmachtserfahrungen (Imre Hofmann)

14:45-15:40:  Tod, Sterben und Loslassen (Beat C. Sauter)

15:45-16:40:  Abschliessende Diskussion

 

Die Veranstaltung steht allen Interessierten offen und setzt keine philosophischen Kenntnisse voraus.

Anmeldung unter kontakt@zippra.ch.

Kosten: 100.-/80- für das ganze Seminar, 25.-/20.- für eine einzelne Veranstaltung.

Während der Mittagspause wird es vor Ort die Möglichkeit zur Verpflegung zum Selbstkostenpreis geben.

 

Detailbeschreibung der einzelnen Beiträge
9:45-10:40: Menschliche Existenz ist dramatisch. (Willi Fillinger)

Adorno hat nicht recht mit seinem Satz: «Es gibt kein richtiges Leben im falschen.» Auch in einem System, das das menschliche Leben beschädigt und die menschlichen Absichten verfälscht, gibt es Formen und Figuren des richtigen Lebens. Gerade diese Ambivalenz macht das menschliche Leben dramatisch.

Ich versuche diese Dramatik genauer zu fassen. In der Existenzphilosophie weist vieles darauf hin. Ein französischer Philosoph und Kritiker der Psychoanalyse hat den Begriff «Drama» explizit gebraucht: Georges Politzer (1903 – 1942). Seine Gedanken nehme ich auf und formuliere meine eigenen für die philosophische Praxis von heute.

Damit wird das menschliche Leben nicht dramatisiert im alltagssprachlichen Sinn. Vielmehr geht es darum, die wirklichen Dramen menschlicher Existenz besser zu verstehen.

 

10:45-11:40: Philosophical care: Mit den Stoikern Krisen bewältigen (Harry Wolf)

Es gibt Situationen im Leben, da wächst einem alles über den Kopf. Zu viel prasselt auf einen ein. Man hat das Gefühl, die Kontrolle über das Leben zu verlieren, keinen Ausweg mehr zu sehen. Rat- und Hilflosigkeit lassen einen verzweifeln.

Die Stoiker und die Epikureer sind im Zeitalter des Hellenismus mit dem Anspruch angetreten, die Menschen von ihren Nöten, Sorgen und Ängsten zu befreien. Die Existenzphilosophie hat sich im 20. Jahrhundert intensiv mit den Grundbedingungen des Menschseins auseinandergesetzt. Enttäuschungen, Misserfolge, Krisen, Krankheiten, Unfälle und Tod gehören zu den unausweichlichen Aspekten des Lebens, die uns alle treffen. Wir erleben sie als bedrohlich und hart. Wie kann die Philosophie uns helfen, damit umzugehen? In meinem Vortrag zeige ich Ihnen, was Philosophie zu leisten imstande ist. Im Anschluss diskutieren und vertiefen wir die Thematik.

 

11:45-12:40: Sex bringt immer alles durcheinander. Über Grenzverletzungsituationen (Albert Hoffmann)

Unsere Zeit scheint in Bezug auf Sex ausgesprochen unvoreingenommen und entspannt zu sein, das Reden über sexuelle Vorlieben und Praktiken auch in der Öffentlichkeit fällt vielen leichter als das Reden über die eigenen finanziellen Verhältnisse, Tabus sind eine Sache derer, die noch nicht voll aufgeklärt sind. Und dennoch gibt es Philosophinnen und Philosophen, die behaupten, das mit dem Sex sei viel komplizierter als man denke und die vielen verschiedenen Tabus, die in verschiedener Ausführung in verschiedenen Kulturen vorkommen, seien nicht etwas, was von aussen an die Sexualität herangetragen werde, sondern liege im problematischen Charakter der Sexualität selbst begründet. Beim Sex geht eben nicht nur metaphorisch alles drunter und drüber. Ich möchte in einer, wie es dem Thema gemäss ist, sehr losen Präsentation ein paar Gedanken und Begriffe, die ich da und dort aufgeschnappt habe, Ihnen an den Kopf werfen und hoffe, dass ich genug Verwirrung stifte, um Sie zu einem intensiven Gespräch zu verführen.

 

13:45-14:40: Demütigungen. Von Allmachtsphantasien und Ohnmachtserfahrungen (Imre Hofmann)

Demütigungen zeigen uns unsere Grenzen auf. Aber handelt es sich bei demütigenden Situationen auch um Grenzsituationen? Um diese Frage entscheiden zu können, versuche ich zunächst den Begriff der Grenzsituation wie auch deren Stellenwert und Bedeutsamkeit für unser Leben zu klären. In einem zweiten Schritt werden wir prüfen, inwiefern Demütigungen als Grenzsituationen verstanden werden können (oder eben auch nicht).

 

14:45-15:40: Tod, Sterben und Loslassen (Beat C. Sauter)

Der Tod ist die Grenzsituation menschlicher Existenz schlechthin. Entgegen aller Hoffnung trifft er jeden von uns. Wir gehen je nach kulturellen Bedingungen verschieden mit diesem Thema um. In westlichen Kulturen verdrängen wir das Unausweichliche und bevorzugen Handfestes. Wenn uns der Tod und das Sterben direkt etwas angehen, haben wir grosse Mühe mit dem Gehenlassen.

Ich werde das Thema Tod und Sterben aus philosophischer Sicht vortragen und anschliessend diskutieren.

Den Tod vor Augen: was bedeutet uns diese Grenzsituation persönlich, was bewirkt sie in uns? Wie gehen wir mit dem Gehenlassen um?

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind zur (freiwilligen) aktiven (Denk-)Mitarbeit eingeladen.

 

 

Tagesseminar: existenzielle Grenzsituationen