Datum/Zeit:
Datum - 05/09/2020
9:30 - 16:00
Kategorien:
Achtung: Aufgrund der organisatorischen Unwägbarkeiten und Komplikationen, die die aktuelle Situation mit Covid19 mit sich bringt, haben wir beschlossen, das Tagesseminar dieses Jahr ausfallen zu lassen. Wir bitten um Verständnis – das ZIPPRA-Team
Programmübersicht
9:30-9:45: Begrüssung und Einführung
9:45-10:15: Einführungsvortrag „Menschenbilder –
‚Bilder‘ vom Menschen, aus philosophischer Sicht“ – Eine kurze Einführung in die moderne Anthropologie
10:30-12:30: Gruppenseminare zu verschiedenen Themen (Details siehe weiter unten)
- Das Menschenbild der Stoa (Harry Wolf)
- Menschenbilder – bezogen auf die Erde und auf unsere individuelle Lebenssituation. (Willi Fillinger u. Caroline Krüger)
- «Du sollst dir kein Bild machen!» – Bilder von Menschen als Formen der Verdinglichung (Albert Hoffmann)
- Einen neuen Menschen formen – Von der Erziehung zur Norm zum Design meiner Wünsche (Imre Hofmann)
- Philosophische Konzeptionen des Über-Menschen (Beat Claude Sauter)
Mittagspause
14:00-14:50: Überführung der Gruppenergebnisse ins Plenum
15:00-16:00: moderierte Plenumsdiskussion anhand der Ergebnisse aus den Guppenseminaren
Weitere Informationen
- Die Veranstaltung steht allen Interessierten offen und setzt keine philosophischen Kenntnisse voraus.
- Austragungsort ist in Zürich (wahrscheinlich Kalkbreite, wird jedoch noch bekannt gegeben).
- Anmeldung unter kontakt@zippra.ch.
- Kosten: 100.-/80- CHF für das ganze Seminar; Vormittag 60.-/50.- CHF Nachmittag: 50-/40.- CHF.
- Die Verpflegung während der Mittagspause ist den TeilnehmerInnen anheim gestellt. Es gibt in der näheren Umgebung der Kalkbreite eine Vielzahl von Verpflegungsmöglichkeiten. Es besteht die Möglichkeit, mitgebrachte Speisen in der Cafeteria der Kalkbreite zu essen.
- Aufgrund der Corona-Krise müssen sich alle TeilnehmerInnen registrieren lassen. Die Kontaktdaten werden nach zwei Wochen wieder gelöscht.
Übersicht über die verschiedenen Gruppenseminare
Das Menschenbild der Stoa (Harry Wolf)
Die stoische Philosophie ist eine der einflussreichsten Philosophien der europäischen Geistesgeschichte. Die Ideen der Menschlichkeit und des Weltbürgertums gehören zu ihren grössten Leistungen. Darüber hinaus bietet die stoische Philosophie eine für die moderne Welt anschlussfähige Lebensphilosophie. Zusammen mit den Epikureern und den Skeptikern prägten die Stoiker den abendländischen Individualismus ohne dabei die gesellschaftliche Komponente des Menschseins ausser Acht zu lassen. Das Wohlergehen des einzelnen wird zum eigentlichen Sinn des Daseins. Der Mensch rückt als Individuum in den Blick. Das Menschenbild der Stoiker hat auch heute nichts von seiner Strahlkraft eingebüsst. Die stoische Ruhe und Gelassenheit sind ihre bekanntesten Merkmale. Eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem stoischen Menschenbild verspricht grossen lebenspraktischen Gewinn.
Menschenbilder – bezogen auf die Erde und auf unsere individuelle Lebenssituation. (Willi Fillinger u. Caroline Krüger)
Wer ist der Mensch, der dem Anthropozän seinen Namen gibt?
Wie beeinflusst das Menschenbild das Denken und die Strukturen der Gesellschaft? Ist der prototypische Mensch eher ein Mann im Anzug, ein Baby oder eine Grossmutter?
Wir reflektieren auf die Rolle und den Einfluss «des Menschen» in Bezug auf die Mitwelt – ausgehend von verschiedenen Menschenbildern mit Blick in die Zukunft.
«Du sollst dir kein Bild machen!» – Bilder von Menschen als Formen der Verdinglichung (Albert Hoffmann)
Die Frage nach dem Menschenbild kann man auf zweierlei Weise verstehen. Meistens geht es darum, wie man das Wesen des Menschen bestimmt, man spricht dann zum Beispiel vom Menschenbild der Aufklärung, der Romantik, aber auch vom christlichen oder antiken Menschenbild.
Man kann allerdings auch über die Bilder reden, die wir uns von uns selbst und von Leuten machen, mit denen wir irgendwie zu tun haben. Diese Bilder von einzelnen Menschen haben durchaus einen Bezug zum Menschenbild im ersteren, allgemeinen Sinne, insbesondere wenn es darum geht, ob der Mensch überhaupt etwas Bestimmtes oder auch, ob er erkennbar ist, ob also Bilder von Menschen nicht immer und notwendigerweise Zerrbilder sind (was jeweils auch mein eigenes Selbstbild betrifft).
Statt nun den Schwerpunkt auf komplizierte Theorien der Unerkennbarkeit und Unabbildbarkeit des Menschen zu legen, wie sie insbesondere in der französischen Philosophie des 20. Jahrhunderts entwickelt wurden (zum Beispiel bei Lacan und seinen Schülern oder bei Lévinas), soll es eher um einige sehr praxisnahe Gedanken des deutschen Philosophen Axel Honneth gehen, der den von der kritischen Theorie prominent gemachten Begriff der Verdinglichung auf zwei Bereiche unseres modernen Soziallebens anwendet, mit denen fast alle von uns in irgendeiner Weise in Berührung kommen: Die Stellenbewerbung und die Kontaktanzeige…
Einen neuen Menschen formen – Von der Erziehung zur Norm zum Design meiner Wünsche (Imre Hofmann)
Von der befruchteten Eizelle zum erwachsenen Menschen ist es ein weiter Weg. Die Menschen wussten seit jeher, dass sie diese Entwicklung nicht einfach sich selbst überlassen dürfen, sondern dass in den Reifeprozess des Individuums in einer Weise formend eingreifen müssen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Während die Art und Weise dieses Eingreifens lange Zeit als Erziehung zu einer naturgegebenen Idealform betrachtet wurde, sehen wir uns zunehmend in der technischen Lage, den Menschen nach eigenen Wunschvorstellungen zu designen. Dadurch vergrössert sich auch der Spielraum, um nicht nur ein einzelnes Individuum zu formen, sondern auch die Spezies des Menschen neu zu gestalten. Im Rahmen dieses Seminar geht es daher sowohl um die Notwendigkeit wie auch um die Spannbreite der Formgebungstechniken des Menschen, als auch um die Frage nach den normativen Idealbildern (des „wünschbaren, wenn nicht perfekten Menschen“), die unseren formgebenden Bemühungen zugrunde liegen.
Philosophische Konzeptionen des Über-Menschen (Beat Claude Sauter)
Theorien des Über-Menschen als geistig überentwickeltes Wesen lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. Die wohl berühmteste hat Friedrich Nietzsche unter anderem in seinem Werk «Also sprach Zarathustra» entworfen. Dieses Bild wurde in der Folge durch nationalsozialistische «Auslegungen» und dessen politisches Wirken in Weimar krass verzerrt und deshalb auch oft falsch verstanden und interpretiert.
Auch der im Westen wenig bekannt indische Philosoph Aurobindo Ghose (Sri Aurobindo) vertritt ein Übermensch-Bild, aber eines im Sinne eines Übergangswesens, das den geistigen Wandel in höhere Bewusstseinssphären vorsieht, ähnlich einem «Pop-akademischen Diskurs, bei welchem heute oft von Anthropozän gesprochen» wird (gemäss «Der Spiegel»).
Diese Konzeptionen sind aus der (psychologischen) Sicht der Hybris (Selbstüberschätzung) des Menschen und vor allem aus philosophischer Sicht einer besonderen Beachtung wert.