Datum/Zeit:
Datum - 11/01/2024
19:30 - 21:00
Ort:
GZ Loogarten, Badenerstrasse 658, 8048 Zürich
Kategorien:
An diesem philosophischen Café erörtern wir die persönlichen Entwicklung über die Schwelle der Mündigkeit hinaus.
Jeder Mensch muss einen Prozess der Entwicklung vom Neugeborenen zum Erwachsenen durchmachen. Je nach Kultur gibt es unterschiedliche ethisch-normative Vorstellungen (des guten Lebens), die das Ziel bestimmen, wohin diese Persönlichkeitsentwicklung führen soll. In der modernen, westlich-liberalen Gesellschaft stellt die Schwelle der moralisch-politischen Mündigkeit einen massgeblichen Zielpunkt der Persönlichkeitsbildung dar. Hat man diese Stufe einmal erreicht, scheint man prinzipiell auch ohne weitere Entwicklung ein gutes Leben führen zu können, so lange man jeweils das ethisch Gebotene tut.
Es gibt jedoch eine Reihe von kulturellen Traditionen, insbesondere antike und asiatische, die den Prozess der persönlichen Entwicklung nicht mit dem Erwachsenwerden als abgeschlossen betrachten. Stattdessen gehen sie von einem lebenslangen Bemühen um persönliche Vervollkommnung (Wachstum, Reife etc.) aus, das sich an ethischen Idealen wie beispielsweise jenen der Tugendhaftigkeit, der Weisheit oder der Erleuchtung ausrichtet. In der modernen westlichen Gesellschaft ist es vor allem die Idee der Selbstverwirklichung, die ebenfalls eine solche lebenslange persönliche Entwicklung postuliert. Obwohl es sich dabei um ein Modell handelt, das es auch schon in der Antike gab, wurde es in der Moderne individualistisch reformuliert: Ich muss mich in meiner individuellen Einzigartigkeit entfalten (und nicht in meiner universellen Menschlichkeit).
In der Gegenwart scheint das Ideal der persönlichen Entwicklung jedoch nur noch auf eine neoliberale Schwundstufe reduziert zu sein: Individuelle Selbstverwirklichung und ethische Selbstvervollkommnung scheinen zunehmend im Sinne einer sozialdarwinistischen Selbstoptimierung interpretiert zu werden, die darauf abzielt, sich im beruflichen und privaten Kontext marktkonform zu positionieren. Dabei braucht sich die anstrengende „Arbeit am Selbst“ nicht auf äusserliche und materielle Eigenschaften zu beschränken, sie kann durchaus auch mentale, charakterliche und kommunikativ-soziale Fähigkeiten umfassen, mit denen ich das eigene Selbst gestalte.
Können wir heute überhaupt noch ein positives und vertieftes Konzept der persönlichen Entwicklung entwerfen, und wenn ja, wie könnte dieses aussehen? Müssen dazu auch ethische, politische und spirituelle Aspekte in Betracht gezogen werden? Und was für Praktiken und Übungen der alltäglichen Lebensführung und Arbeit am Selbst würde ein solcher Begriff beinhalten?
Moderation: Imre Hofmann
Kosten: 20.-/15.- CHF
Keine Anmeldung nötig.