Datum/Zeit:
Datum - 14/12/2023
19:30 - 21:00

Ort:
GZ Loogarten, Badenerstrasse 658, 8048 Zürich

Kategorien:


In philosophischen Diskussionen wird immer wieder der Standpunkt geäussert, dass man doch bitte nicht mit dem Verweis auf Wahrheit oder einen Wahrheitsanspruch argumentieren soll. Wenn ich diejenigen richtig verstehe, die eine solche Kritik am Begriff der Wahrheit vorbringen, dann scheinen dabei v.a. zwei Argumentationslinien hinter dieser Kritik zu stehen: Zum einen eine Art von erkenntnistheoretischem Relativismus, meist an die Auffassung geknüpft, dass Wahrheit eine Sache der subjektiven Perspektive, Konstruktion und Erfahrung ist, weshalb es sinnlos ist, objektive oder sogar absolute Wahrheitsansprüche zu postulieren. (Nietzsche oder Harari sprechen stattdessen von Fiktionen). Zum anderen scheint die Kritik eher eine politische Schlagseite zu haben und aus einem antiautoritären, liberalen Impuls hervorzugehen, wo der Begriff der Wahrheit, genauer genommen, wo Wahrheitsansprüche mit dogmatischen und totalitären Machtansprüchen assoziiert werden, die individuelle Freiheitsrechte unzulässig beschneiden könnten.

Auch wenn die angeführten Kritikpunkte eine gewisse Plausibilität haben, scheint es mir riskant und voreilig, wenn man den Begriff der Wahrheit deswegen aufgibt. Zum einen, weil er offensichtlich eine zentrale Schaltstelle innerhalb unseres Denkens über Erkennen und Wissen, wie auch in der Domaine des Urteilens und Entscheidens einnimmt, zum anderen, weil die Konsequenzen, die aus seiner Streichung folgen würden, auch nicht ganz harmlos zu sein scheinen. So liesse sich zumindest die Frage stellen, ob wir ohne Wahrheitsbegriff in letzter Konsequenz nicht der Beliebigkeit und Willkür und folglich einem nihilistischen Recht des Stärkeren ausgesetzt wären. Brauchen wir den Begriff der Wahrheit nicht als eine intersubjektiven Referenzpunkt, an dem wir uns und unsere Erkenntnisbemühungen orientieren?

Die leitende Fragestellung hat den Charakter einer Ja/Nein-Frage, daher besteht die Gefahr, dass sich das Gespräch relativ bald zu einer Pro/Contra-Debatte verhärten könnte. Ich möchte daher zu Beginn einige Zeit der Begriffsklärung widmen, wo wir offenen Fragen nachgehen und uns zunächst einmal über die wichtigsten Konzepte verständigen. Was meinen wir überhaupt, wenn wir von Wahrheit sprechen? Welche Auffassungen von Wahrheit gibt es? Impliziert der Wahrheitsbegriff per se Objektivität, oder gibt es auch so etwas wie subjektive Wahrheit? Was hat Wahrheit mit Wissen und Meinen zu tun? Inwiefern unterscheidet sich der Begriff der Wahrheit vom Wahrheitsanspruch einer Behauptung? Etc.

Moderation: Imre Hofmann

Kosten: 20.-/15.- CHF

Keine Anmeldung nötig.

Café Philo: Können wir oder sollen wir sogar den (klassischen) Begriff der Wahrheit aufgeben?